Monday, April 21, 2025
Home Entertainment Ich werde noch ein paar Jahre weiterspielen

Ich werde noch ein paar Jahre weiterspielen


Frau Maria, welchen Stellenwert hat der Porsche-Tennis-Grand-Prix für Sie?

Es ist immer wieder etwas Besonderes, in Deutschland zu spielen. Stuttgart gehört ein wenig zu meiner Heimat Oberschwaben. Meine Familie kommt hierher, alles Freunde können mir zuschauen. Es ist absolut etwas Besonderes, zu Hause zu spielen.

Sie fahren also nicht nach Saulgau?

Nein, alle kommen nach Stuttgart.

Das Turnier genießt unter den Spielerinnen hohe Sympathie. Warum ist es trotzdem seit Ihrem Debüt vor 20 Jahren erst die achte Teilnahme?

Der Cut, mit dem man sich fürs Turnier qualifizieren konnte, lag früher etwa bei Weltranglistenposition 30. Deswegen hätte ich jedes Jahr eine Wildcard bekommen müssen. Dieses Jahr hatten wir Glück, weil es vier Wildcards für deutsche Spielerinnen gab. Das war für uns perfekt. Die letzten Jahre gab’s weniger, manchmal eine, manchmal vielleicht zwei. Dann ist es schwierig, jedes Jahr eine Wildcard zu bekommen.

Zunächst waren Sie in der ersten Runde gegen die US-Amerikanerin Danielle Collins ausgelost worden, die aber kurzfristig zurückzog. Nun ist Ella Seidel Ihre Gegnerin, die über die Qualifikation als Lucky Loser ins Hauptfeld gelangt. Kennen Sie sie?

Ganz ehrlich, ich kenne Ella nicht so wirklich. Wir haben nie zusammen trainiert, ich habe auch nie ein Match von ihr gesehen. Jetzt gegen sie zu spielen, ist etwas komplett Neues für mich. Ich freue mich darauf, auch mal wieder gegen jemand Neues zu spielen.

Bei einem Erfolg ginge es danach gegen die ehemalige US-Open-Siegerin Coco Gauff.

Aber zuerst muss ich gegen Danielle Collins gewinnen. Das ist mein erster Gedanke. Was danach kommt, ist immer Bonus.

Nach Stuttgart sind Sie allerdings mit zwei Niederlagen im Fed-Cup gekommen. Beeinträchtigt Sie das?

Mittlerweile können wir alle sehr schnell abhaken. So ist die Tour. Wir spielen jede Woche, nicht jede Woche gewinnen wir das Turnier. Meistens ist eine Niederlage dabei. Das Wichtige ist, auch wenn man so lange auf der Tour dabei ist wie ich, dass man nicht allzu lange über Niederlagen nachdenkt, weil sonst macht man sich selber kaputt.

Das deutsche Tennisteam muss im Herbst im Fed-Cup um den Verbleib in der höchsten Klasse kämpfen. Fehlt nach den Rücktritten einiger Spitzenspielerinnen wie Angelique Kerber oder Andrea Petkovic gerade der Nachwuchs?

Natürlich hoffe ich, dass irgendwann wieder mehrere Spielerinnen aus Deutschland in der Rangliste nach vorne kommen. Die letzten Jahre war das Team überwiegend mit denselben Spielerinnen besetzt. Ich werde noch ein paar Jahre weiterspielen, insofern versuche ich mich auf mich selbst zu konzentrieren, um im Ranking wieder ein wenig weiter nach vorne zu kommen. Dann hoffen wir alle, dass irgendwann der Nachwuchs nachkommt.

Müssen Sie mit Ihren 37 Jahren die Fahne hochhalten?

Ja, aber es geht.

Ihr Mann ist Franzose, Sie haben Ihren Wohnsitz in Florida und sind durch Ihren Beruf als Tennisspielerin auf Turnieren weltweit unterwegs. Würden Sie sich als Weltbürgerin bezeichnen?

Wir fühlen uns oft irgendwo zu Hause. Das ist schön, auch für die Kinder. Wir wohnen in Palm Beach, wir haben unseren Zweitwohnsitz in Cannes, wir fühlen uns in Deutschland wie zu Hause, wir fühlen uns in Kolumbien wie zu Hause, weil da die Mama von Charles-Edouard lebt. Es macht es ganz schön, dass wir mehrere Orte haben, an denen wir uns wie zu Hause fühlen. Und es ist auch schön für die Kinder, dass sie Familie sehen. So wie in Bogota, wie in Miami oder wie hier in Stuttgart.

Wenn man so viele Orte hat, was ist für Sie Heimat? Wo ist das?

Da wo Familie ist, wo man sich wohlfühlt. Aber natürlich ist unser zu Hause Palm Beach

Sie haben zwei Töchter – Charlotte ist elf, Cecilia vier. Wie managen Sie mit ihnen Ihren Alltag?

Man muss relaxed sein. Natürlich ist durch das ständige Reisen viel mehr Aufwand. Aber mir macht das mega Spaß. Für mich ist es super wichtig, dass meine Familie dabei ist. Deshalb kann ich noch weiter spielen, weil meine Familie ständig mit mir dabei ist.

Ich selbst habe keinen exakten Plan, wie lange ich noch spielen werde. Solange es mir gut geht, werde ich weiter spielen.”

Tatjana Maria

Charlotte muss ja in die Schule. Wie funktioniert das?

Sie besucht online die Florida Virtual School. Solche Online-Schulen gibt es in den USA viele.

Seit diesem Frühjahr unterstützt ein saudi-arabischer Investmentfonds junge Tennis-Mütter finanziell. Warum erst jetzt?

Ja, es wäre schön gewesen, wenn es das schon vor ein paar Jahren gegeben hätte. Aber es ist auf alle Fälle ein guter Schritt in die richtige Richtung. Tennisspielerin ist ein krasser Beruf, deshalb sollte man Sie auch in diesem Bereich unterstützen. Dass es jetzt stattfindet, finde ich super. Für die Spielerinnen der nächsten Generation, die schwanger werden, ist das eine riesige Hilfe.

Wie haben Sie damals die Situation gemeistert?

Ich war nicht so lange draußen. Als ich schwanger war, habe ich noch drei Monate gespielt. Und nach Charlottes Geburt war ich drei Monate danach wieder auf der Tour. Das Gleiche war mit Cecilia auch. Ich bin also jedes Mal relativ schnell wieder zurückgekommen. Für mich persönlich war das gut, aber das klappt nicht bei jeder.

Was müsste sich für Mütter auf der Tour noch verbessern?

Eine Kinderbetreuung wäre nicht schlecht. Vor allem bei den größeren Turnieren wäre das super. Denn wir haben immer mehr Mütter mit Kindern auf der Tour. Das würde definitiv helfen. Aber Charlotte ist mittlerweile so groß, die kann auf alle aufpassen.

Charlotte spielt auch schon sehr gut Tennis. Kann sie den Sprung zum Profi schaffen?

Wenn sie das will, fest daran glaubt und hart arbeitet – definitiv. Ich bin da sehr positiv, dass sie das schaffen kann. Sie sieht jede Woche auf der Tour die besten Spielerinnen der Welt, deshalb hat sie die besten Möglichkeiten. Ob es dann wirklich so wird, werden wir sehen. Zumindest ist es ihr Traum, einmal die Nummer eins der Welt zu werden und ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.

Stimmt es, dass Sie so lange spielen wollen, bis Sie ein Doppel mit Charlotte auf der Tour spielen können?

Das ist eines meiner Ziele. Es wäre schön, wenn das klappen würde. Aber deswegen mache ich mir keinen Druck. Mein Körper muss mitmachen, ich muss weiter Spaß haben. Ich versuche es, aber man weiß nie, was passiert. Ich selbst habe keinen exakten Plan, wie lange ich noch spielen werde. Solange es mir gut geht, werde ich weiter spielen.



Source link

RELATED ARTICLES

LEAVE A REPLY

Please enter your comment!
Please enter your name here

- Advertisment -

Most Popular

Recent Comments